Die Reservistenkrüge der Kaiserzeit
Historisch
Der Sieg gegen Frankreich im deutsch/französischen Krieg 1870/1871 brachte dem neu gegründeten „Deutschen Kaiserreich“ einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung.
Elsass-Lothringen war wieder ein Teil des Deutschen Reiches. Durch die Reparationszahlungen Frankreichs wurde das Deutsche Reich die größte Binnenvolkswirtschaft der Welt. Die Soldaten der Kaiserzeit von 1871 – 1918 waren stolz, dass sie dem Kaiser, dem Reich und dem Volke dienen durften.
Dieser Stolz, ja Patriotismus, führte dazu, dass sich viele Soldaten im letzten Jahr ihrer Dienstzeit ein Erinnerungsstück an ihre Dienstzeit, ihr Regiment und an ihre Kameraden bestellten, wobei der Name und Dienstgrad des Reservisten besonders hervorgehoben war. Dadurch ist jedes Erinnerungsstück ein Einzelstück.
In den Garnisonsstädten etablierten sich spezielle Händler, welche für die Reservisten ein umfangreiches Angebot offerierten, wie Reservistenkrüge, -pfeifen, -teller, -tassen, -gläser usw.
Die Hersteller der Reservistenkrüge waren hauptsächlich in der Oberpfalz, in Thüringen, in Koblenz, in München und im Westerwald ansässig. Die Krüge wurden sowohl aus Porzellan, Keramik, Glas und Zinn hergestellt. Während die Bemalung und Beschriftung der frühen Porzellan-Reservistenkrüge noch ganz oder teilweise mit Hand erfolgte, wurde aufgrund der Massenfertigung schnell auf Stahldruckvorlagen umgestellt, wodurch nur noch wenig Handarbeit erforderlich war. Uniformen und Wappen wurden noch farblich emailliert.
Wie wichtig ein solcher Reservistenkrug für den scheidenden Soldaten war, belegen die Entbehrungen, welche er für einen Krug in Kauf nahm, denn er musste dafür den 1,5-fachen Monatssold bezahlen.